Sommerliche Hochzeitssuppe oder in einer Woche zur ‚Ehe für alle‘

Wie die Kanzlerin ihren Gegnern die Suppe versalzen hat…

Man kann die Kanzlerin mögen oder nicht, man kann politisch hinter ihr stehen oder nicht, aber ihr polit-taktisches Geschick ist zu bewundern. Da kritisiert ihr Gegner in Sachen Kanzlerkandidatur noch am Samstag die „asymmetrische Demobilisierung“ durch die Kanzlerin und kaum startet sie ein neues Manöver – nur zwei Tage später -, ist sie trotzdem damit erfolgreich: gar nicht still und heimlich, sondern ganz prominent bei Brigitte-LIVE. Und da sage noch einmal einer (Selbst-)Erkenntnis sei der erste Weg zur Besserung!

Aber gehen wir zunächst einen Schritt zurück. Mit dieser kleinen Bemerkung in einem großen Interview hat die Kanzlerin nicht nur den Weg frei gemacht für ein Abstimmung im Schnellverfahren, sondern mir auch die Entscheidung für mein erstes Blogthema abgenommen. Schließlich muss man sich rückblickend schon fragen, ob es diese Woche überhaupt ein anderes aktuelles Thema gab, dass ich hätte nehmen können.

So prominent das Thema auch war, meine Kenntnisse waren lückenhaft. Da saß ich nun mit meinen 26 Jahren und musste feststellen, dass ich eigentlich keine Ahnung habe von Ehegattensplitting, Adoptionsrecht und den verschiedenen Definitionen von Ehe oder Lebenspartnerschaft. Was tat ich also? Nach Internetrecherche, zwei kurzen Fernsehdokumentationen und einem Anruf bei Mama war ich zwar informierter, aber nicht unbedingt klüger. Ich konnte einfach nichts Schlimmes daran finden. Und doch hatte ich das Gefühl, meine Wurzeln sollten mir zumindest ein paar Argumente gegen die „Ehe für alle“ einleuchtend erscheinen lassen – ich bin im tief katholischen Bayern erzogen worden. Aber, dass sich sogar die Kirche plötzlich auf die Biologie beziehen muss, erschien  dann sogar mir sehr verzweifelt.

Nachdem es aber die Idee dieses Blogs ist, über das Kochen wieder Muße für die Tagespolitik zu finden, musste erst einmal das passende Rezept her. Vielleicht würden dann beim Rühren und Probieren die Gedanken wieder fließen.

Was fällt Euch speisetechnisch zu „Ehe für alle“ ein? Ich hatte die letzten zwei Tage auf Facebook und & Co. genug Regenbogenfarben gesehen, um keine Hochzeitstorte auf Basis von sechs Lebensmittelfarben zu backen. Ich war kurz etwas verzweifelt: Es musste doch einen eleganteren Weg geben, diesem Thema kochend Ausdruck zu verleihen – etwas, das für beide Positionen gleichermaßen passt. Für Kirche und CSU wie für Liebe und SPD. Sollte ich vielleicht Risotto kochen, weil an Hochzeiten mit Reis gestreut wird? Brot backen, weil Paaren Brot und Salz für ein glückliches Zusammensein geschenkt wird? Etwas sehr gewollt, oder? Es musste doch etwas Offensichtlicheres geben!

Und tatsächlich, einmal die Suchmaschine um Rat gefragt und da war sie schon: die Hochzeitssuppe!

Ich muss gestehen, gegessen hatte ich sie noch nie. In meinem Alter geht es mit den Hochzeiten gerade erst los und bin mir auch nicht sicher, ob diese Suppe dort in den nächsten Jahren serviert werden würde. Aber umso besser! Können wir gleich mal versuchen, das Rezept etwas moderner zu gestalten. Noch dazu gewittert es gerade draußen, für Juni ist es fast kalt und so ist eine Suppe doch gar nicht so abwegig, oder?

Als ich dann in der Küche stand und Möhren in hübsche Scheiben schnitt, wurde mir klar, dass ich meine Gewissenentscheidung schon lange getroffen hatte. Ihr auch? Ihr könnt das ja heute Abend  mit euer Familie oder Freunden beim Suppelöffeln diskutieren. Beim Pfannkuchenbacken für die Suppe wusste ich dann, dass es hier eben eine noch viel interessantere Frage gibt: Warum eigentlich hat die Kanzlerin das getan?

Sie mag letztlich vielleicht nur ein kleines Ziel bezweckt haben, aber erreicht hat sie viele: Sie hat die  Fürsprecher in ihrer eigenen Partei zufrieden gestellt und gleichzeitig mit ihrer Nein-Stimme die Konservativen glücklich gemacht. Noch dazu hat sie ja „nicht wissen können“, dass sie alle so plötzlich an die Urne gezwungen werden. Aber das Entscheidenste ist wohl, dass sie der SPD ein Wahlkampfthema mit großem Potential genommen und sich gleichzeitig alle Türen für Koalitionsverhandlungen offen gehalten.

Alles in allem hat sie ihren Gegnern schlichtweg ordentlich die Suppe versalzen und die haben es erst nach dem Aufessen des ganzen Tellers gemerkt.

Sommerliche Hochzeitssuppe

Als ich gestern nach Hochzeitssuppen-Rezepten gesucht habe, musste ich feststellen, dass die Suppen meist ziemlich deftig und etwas altbacken sind. Alle eint aber, dass sie reich an verschiedenen Suppeneinlagen sind. Also dachte ich mir: warum nicht dieses Konzept übernehmen und es jünger und sommerlicher machen?

Hier ist das herrliche Ergebnis (selbst mein Vater – für den fast nichts über ordentlich Hausmannskost geht – war begeistert):

Zutaten:
Fond:
1 kleines Hühnchen oder ausreichend Hühnchenteile (ich habe nur noch zwei große Hähnchenschenkel und eine Brust bekommen und es hat hervorragend geklappt)
2 Zwiebeln
2 Selleriestangen
2 Möhren
3 Lorbeerblätter
6 schwarze Pfefferkörner

Gemüseeinlage:
4 Schalotten
2 Knoblauchzehen
1 Handvoll frische Petersilie
1 Esslöffel Butter
1 Esslöffel Olivenöl
3 Selleriestangen
4 Möhren
1 Bund kleiner grüner Spargel (Mini-Spargel)
2 Handvoll frischer Babyspiant

Kräuterpfannkuchen:
150g Mehl
300ml Milch
2 gestrichene Esslöffel Zucker
1/2 Bund Petersilie
schwarzer Pfeffer
Meersalz
Bratöl

Grießnockerl:
40g weiche Butter
75g Hartweizengrieß
1 Ei
1 Prise Kurkuma
schwarzer Pfeffer
Meersalz

Sonstiges:
1 Zitrone
8 Scheiben Frühstücksspeck
schwarzer Pfeffer aus der Mühle

Arbeitsschritte:

1. Zwiebeln schälen und in grobe Stücke schneiden. Möhren (ungeschält) und Sellerie ebenfalls in grobe Stücke schneiden. Zusammen mit den Lorbeerblättern, den Pfefferkörnern und etwas Salz in einen großen Topf geben. Das Hühnchen bzw. die Hühnchenteile auf das Gemüse legen und den Topf anschließend mit kaltem Wasser füllen (bis auch das Hühnchen mit Wasser bedeckt ist). Alles zum Kochen bringen und dann 1 Stunde bei niedriger Hitze simmern lassen.

2. In der Zwischenzeit den Teig für die Grießnockerl vorbereiten:
Butter schaumig schlagen und anschließend alles miteinander verrühren. Teig anschließend mindestens 20 Minuten ruhen lassen.

3. Dann die Petersilie für die Pfannkuchen hacken und zusammen mit den restlichen Zutaten zu einem glatten Teig verrühren. In einer beschichteten Pfanne möglichst dünne Pfannkuchen ausbacken. Tipp: Ein paar Tropfen Bratöl in die Pfanne geben und mit einem Pinsel in der Pfanne verteilen – so werden die Pfannkuchen gleichmäßig braun! Pfannkuchen auskühlen lassen und später zusammenrollen und in Schnecken/Scheiben schneiden.

4. Nun die Gemüseeinlage vorbereiten: Möhren und Sellerie in 1/2cm große Stücke und Spargel in 3cm große Stücke schneiden. Schalotten, Knoblauch und Petersilie fein schneiden bzw. hacken. Spinatblätter nur grob schneiden (Blätter halbieren).
Butter und Öl in der Pfanne erhitzen und Schalotten, Knoblauch und Petersilie darin weich dünsten. Anschließend Möhren, Sellerie und Spargel hinzugeben und min. weitere 5 Minuten mitdünsten.

5. Wenn der Fond fertig ist, das Hühnchen aus dem Topf heben, beiseite stellen und dann den Sud durch einen Sieb in einen neuen Topf abgießen. Fond erneut zum Kochen bringen und weitere 20 Minuten sieden lassen.

6. In der Zwischenzeit die Nockerl abstechen und entweder direkt im Sud 10-15min garen oder in einen extra Topf mit Brühe geben.
Den Frühstückspeck auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen und bei ca. 180 Grad im Ofen kross werden lassen (macht weniger Sauerei als in der Pfanne). Einfach ab und an einen Blick in den Ofen werfen! Hähnchen in mundgerechte Stücke zerteilen.

7. Gemüseeinlage in den Hühnchenfond geben und 10min garen. Kurz vor Schluss den Spinat hinzugeben. Mit frischem Zitronensaft, Salz und schwarzem Pfeffer aus der Mühle abschmecken.

8. Suppe zusammen mit den Pfannkuchenschnecken, den Grießnockerln, Hähnchenfleisch und dem Speck auf Tellern anrichten.

Lasst es euch schmecken!

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